ADENOVIRUS

Die ersten Erscheinungsformen der Jungtierkrankheit begannen vor ca. 40 Jahren. Man sprach von der Moos- bzw. Adeno-Krankheit und konnte Adenoviren bei erkrankten Jungtauben nachweisen. In den achtziger und neunziger Jahren erbrachen Jungtiere erstmals das Futter. Aufgrund von Durchfall, in Form von grünem und schmierigem Kot, magerten sie ab. Viele Jungtiere starben an diesen Symptomen. Einer der Hauptgründe waren E.Colibakterien, Trichomonaden, Hexamiten und Adenoviren. Mit den früher gut wirksamen Antibiotika wie Baytril, Difloxacin, Furoxine und Ronidazol-Produkten bekam man Probleme wie Colibakterien gut in den Griff. Nach und nach ließ jedoch die ursprünglich gute Wirkung der alten Antibiotika nach. Fast 300 verschiedene E.Coli-Keime im Tauben- und Geflügelbereich lassen viele alte Antibiotika unwirksam werden und verstärkt Resistenzen auftreten. Heutzutage gibt es neue, wirksamere Antibiotikaprodukte gegen diese ursprüngliche Erscheinungsform der Jungtierkrankheit, die durch E.Colibakterien ausgelöst wird. Auch die Jährigen- und Alttauben leiden heutzutage während der Reise mehrmals an E.Coli. Eine Kur während der Reise mit Matrix gegen E.Colibakterien würde vielen Alttauben zu einer besseren Reiseleistung verhelfen und die Verluste bei den Jährigen minimieren. Im Laufe der Jahre lernten die Züchter mit der Jungtierkrankheit umzugehen. Die beiden neuen 3-fach Impfstoffe PHA (Paramyxo-Herpes-Adenovirus) und RPC (Rota-Paramyxo-Circovirus) haben sich im letzten Jahr absolut bewährt und werden zusätzlich helfen, die Probleme in den Griff zu bekommen.

CIRCOVIRUS

Mitte der neunziger Jahre tauchte erstmalig ein neues Virus bei den Tauben auf: das Circovirus. Auch bei vielen anderen Tierarten fand man Circoviren. Dieses Virus ist heutzutage flächendeckend bei allen Tauben zu finden. Die Alttauben leben damit, bei den Jungtauben hingegen lähmt bzw. schwächt das Virus erheblich das Immunsystem der Jungtauben, bis zu einem Alter von ungefähr 7-8-9 Monaten. Dann werden die Jungtauben langsam Jährige, also zu Alttauben, mit einem neuen, besser wirksamen Immunsystem, welches die Circoviren beherrschbar bzw. kontrollierbar macht. Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Jungtaube einer Schwächung durch Circoviren und vieler anderer Bakterien, wie z.B. den E.Colibakterien, schutz- und wehrlos ausgeliefert. Dadurch entsteht ein Teufelskreis: die Jungtauben sind krank, werden gesund gekurt und erkranken später erneut. Wie bereits erwähnt, lässt die immunsuppressive Wirkung der Circoviren bis zum Alter von 7-8-9 Monaten gar kein intaktes Immunsystem der Jungtaube entstehen. Bis heute stirbt jedes Jahr eine Vielzahl von Jungtauben durch Circoviren und deren tödliche Nebenwirkung, den E.Colibakterien. Oft tritt das Jungtaubensterben direkt im Nest auf. Deshalb ist es bereits zu diesem Zeitpunkt äußerst sinnvoll, nicht nur die Jungtauben, sondern auch die Elterntiere mit einem Circovirus-Impfstoff zu impfen. Die positive Immunität durch den Impfstoff kann somit über das Ei und dann auch über die Kropfmilch an die Nestjungen weitergegeben werden. Der Einsatz des Circovirus-Impfstoffes bei Jungtauben hat sich in den letzten Jahren absolut bewährt. Das Immunsystem wird dadurch geschützt und bleibt intakt.

HERPESVIRUS

Zu den neueren Erscheinungsformen der Jungtierkrankheit gehört das Herpes-Virus. Seit Jahren beobachten wir bei Jungtauben, dass sehr häufig das Herpes-Virus auftaucht – mit meist tödlichen Folgen für jüngere Jungtauben. Bei älteren Jungtauben und alten Tauben spielt das Virus keine große Rolle mehr. Sie leben mit dem Herpes-Virus und haben Immunität dagegen aufgebaut. Meist erkennt man Herpesprobleme sehr gut an den gelblichen Belägen im Schnabel (im hinteren Rachen bzw. Seitenbacken), die leider sehr oft mit Trichomonaden bzw. Pocken verwechselt werden. Im Endstadium einer Herpeserkrankung haben die Jungtauben schwere Atemnot, meist röcheln die Tiere nur noch bevor sie verenden. Bei massivem Jungtiersterben ist es hier sinnvoll, nicht nur die Jungtauben, sondern auch die Zucht-/Elterntiere mit PHA (Paramyxo-Herpes-Adenovirus)-Impfstoff zu impfen.

ROTAVIRUS

Mit 50% tödlichem Verlauf gehören Rotaviren in den letzten Jahren ebenfalls zu einem neueren Erscheinungsbild der Jungtierkrankheit. Erkrankte Tauben sterben schnell – bereits nach wenigen Stunden sind sie tot. Belgische Züchter berichteten, dass einzelne Tauben beim Training tot vom Himmel fielen. Das Rotavirus ist bei Tauben schon lange bekannt und kam erst durch einen massiven, tödlichen Ausbruch bei vielen Tauben in Australien in die Schlagzeilen. Aber auch in Belgien, den Niederlanden und Deutschland fand man bei vielen verendeten Alt- und Jungtauben in den letzten Jahren nachweislich das Rotavirus. Häufig war es auch eine Kombination aus Circoviren, Rotaviren und Colibakterien, die man bei diesen toten Tieren nachweisen konnte. Nun muss man aber nicht direkt in Panik verfallen, wenn Jungtiere sterben. Man nennt den australischen Rota-Virus-Typ auch „Victoria Pigeon Rotavirus“. Rotaviren werden in 8 Gruppen von A bis H unterteilt. Sicherlich ist es sinnvoll, wenn es zu rasant schnellem Jungtiersterben kommt, den neuen RPC (Rota-Paramyxo-Circovirus) Impfstoff einzusetzen. Besser wäre es, das Virus zuvor über eine Kloakenabstrich-Untersuchung nachzuweisen. Vom generellen Impfen der Alttauben oder Zuchttauben gegen das Rotavirus raten wir jedoch ab! Nach der Rota-Virus Impfungen bei Alttauben traten nach dem Impfen häufiger Probleme in Form von Abszessen, (dicke Knubbel) an der Impfstelle auf. Bei Jungtauben ist dies nie aufgetreten, also sollte man gut überlegen, ob man Alttauben/Zuchttauben mit Rotavirus impft! Bitte nur, wenn es sein muss!

Rotaviren sind die häufigste Ursache für Durchfallerkrankungen bei Menschen, Säugetieren und Vögeln. Für Kleinkinder gibt es seit ein paar Jahren einen Impfstoff. Im Normalfall verläuft die Infektion bei gesunden Menschen harmlos.

Ursachen und Gründe für die beschriebenen Probleme der Jungtaubenkrankheit:
Wir tauschen und kaufen so viele Tauben wie noch nie zuvor in der Geschichte des Brieftaubensports. One-Loft-Races in aller Welt – fast 100 davon alleine in Europa – tragen zur Vermehrung und Vermischung von Bakterien und Viren im Brieftaubensport bei. Anschließend werden die Tauben noch durch Versteigerungen in alle Welt weitertransportiert! Diesen Zustand werden wir nie mehr rückgängig machen können!

Lösung der Probleme durch Analyse und Vorbeugung!
Wir können uns auf die beschriebenen Probleme durch Impfungen und Untersuchungen vorbereiten und dazu wollen wir beitragen. In unserem Partnerlabor können wir heutzutage viele Viren nachweisen – zu einem akzeptablen Preis.

Kloakenabstrich Adenovirus: 49,00 Euro
Kloakenabstrich Circovirus: 49,00 Euro
Kloakenabstrich Rotavirus: 49,00 Euro
Schnabelabstrich Herpesvirus: 49,00 Euro
Paketpreis Kloakenabstrich:
Rotavirus + Circovirus + Adenovirus 95,00 Euro

Nachweislich haben wir in den letzten Jahren in Problembeständen mit unten aufgeführten Impfstoffen erfolgreich gearbeitet:

1. Paramyxo-Herpes-Adenovirus 3-fach Impfstoff
2. Paramyxo-Herpesvirus 2-fach Impfstoff
3. Circovirus Impfstoff
4. Rota-Paramyxo-Circovirus 3-fach Impfstoff

Auch wir lernen jedes Jahr neu dazu
und müssen aufgrund unserer Erfahrungen mit neuen Impfstoffen unsere Impfempfehlungen den neuen Gegebenheiten anpassen. Bei den Jungtauben hat es sich im letzten Jahr absolut bewährt, unmittelbar nach dem Absetzen, den 3-fach Impfstoff PHA (Paramyxo-Herpes-Adeno) zu impfen. 2-3 Wochen später muss/sollte man direkt den neuen 3-fach Impfstoff RPC (Rota-Paramyxo-Circo) zusätzlich impfen. Beide Impfstoffe haben sich sehr gut bewährt und sind unserer Meinung nach für Jungtauben, vorbeugend gegen die Jungtierkrankheit, unverzichtbar. Eine Zweitimpfung mit PHA ist nicht nötig. Eine Zweitimpfung mit RPC kann sinnvoll sein, insbesondere dann, wenn die 1. Zucht bereits sehr früh gezogen (Dezember/Januar) und die Erstimpfung mit RPC aufgrund dessen schon sehr früh gemacht wurde. So wäre dann von der 1. Zucht bis zum Beginn der Jungreise oft ein längerer Zeitraum von mehreren Monaten gegeben, was eine Zweitimpfung mit RPC sinnvoll machen würde. Weitere Impfungen wie Pocken und Salmonellen sind bei Jungtauben ebenfalls empfehlenswert, aber scheitern häufig an Zeitmangel. Eine Pockenimpfung ist aber bei Jungtauben äußerst wichtig. Zudem handelt es sich bei Pocken um einen Lebendimpfstoff, der dem Immunsystem der Jungtauben nochmals einen besonderen Schub gibt. Aus den Erfahrungen der letzten Jahre empfehlen wir bei der Pockenimpfung mehr und mehr die Injektions- anstatt die Follikelmethode, da es bei letzterer doch immer wieder zu dicken, hässlichen, eitrigen Follikeln kommt. Auch die Pockenimpfung sollte früh genug durchgeführt werden, wie generell alle Impfungen frühzeitig durchgeführt werden sollten. Probleme wie Jungtierkrankheit oder Zeitmangel können immer auftauchen und dann heißt es wieder: „Da ist mir etwas dazwischen gekommen und ich konnte die Tauben nicht mehr gegen XXX impfen…!“

Zusammengefasst würden wir aus heutiger Sicht folgendes Impfschema empfehlen:
Jungtauben:
PHA + RPC (2x) + Pocken + (Salmonellen)
Alttauben:
PHA + Pocken + Salmonellen

Dr. Vincent Schroeder
Fachtierarzt für Brieftauben
November 2020